Liber HAD
sub figura DLV
000. Dies ist das Buch von der Verehrung des Unendlichen Inneren.
00. Der Strebende ist Nuit. Nuit ist die unendliche Weite der Rose; Hadit ist die unendliche Konzentration des Kreuzes.
(Anweisung von V.V.V.V.V.)
0. Zuerst soll der Strebende das zweite Kapitel des "Buch des Gesetzes" auswendig lernen.
(Anweisung von V.V.V.V.V.)
1. Verehre, d.h. identifiziere Dich mit Nuit, "eine züngelnde Flamme in Blau, all-berührend, alles durchdringend, ihre lieblichen Hände auf der schwarzen Erde, & ihr schmiegsamer Leib zur Liebe gebeugt, und ihre sanften Füße verletzten die kleinen Blumen nicht:" — genau so, wie es auf der Stele der Offenbarung dargestellt ist.
Dies ist die erste Übung der Meditation. (CCXX - I:26)
2. Ferner soll er mit dem Herzen Nuits eins werden, deren Ekstase die ihrer Kinder ist und deren Freude darin besteht, die Freude jener zu sehen, und die da sagt: "Ich liebe euch! Ich sehne mich nach euch! Bleich oder purpurn, verschleiert oder lustvoll, ich, die ich alle Wonne und Purpur bin, und Trunkenheit des innersten Sinnes, begehre euch. Legt an die Schwingen, und erweckt die eingerollte Herrlichkeit in euch: kommt zu mir! Singt mir das leidenschaftliche Liebeslied! Verbrennt Duftstoffe für mich! Tragt Juwelen für mich! Trinkt auf mich, denn ich liebe euch! Ich liebe euch! Ich bin die blau-lidrige Tochter des Sonnenunterganges; ich bin die nackte Strahlenpracht des wollüstigen Nachthimmels. Zu mir! Zu mir!"
Dies ist die zweite Übung der Meditation. (CCXX - I:13, 61, 63, 64, 65)
3. Der Strebende soll sich bemühen, Hadit als einen unausgedehnten Punkt zu begreifen, der in ein unbeschreibliches Licht getaucht ist. Und er soll achtgeben, daß dieses Licht ihn nicht blendet.
Dies ist die erste Übung der Intelligenz. (CCXX - II:2)
4. Der Strebende soll sich bemühen, Hadit als das allgegenwärtige Zentrum einer jeglichen vorstellbaren Sphäre zu begreifen.
Dies ist die zweite Übung der Intelligenz. (CCXX - II:3)
5. Der Strebende soll sich bemühen, Hadit als die "Seele" eines jeden Menschen und eines jeden Sterns zu begreifen und dies auf verstehende Weise im Zusammenhang zu sehen mit dem Wort: "Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern." (CCXX - I:3). Seine Vorstellung sollte die des Lebens und Lebensspenders sein, und er soll verstehen, daß deshalb das Wissem um Hadit das Wissen um den Tod ist.
Dies ist die dritte Übung der Intelligenz. (CCXX - II:6)
6. Der Strebende soll sich bemühen, Hadit als Magier und Erzeuger der Illusion, und als Beschwörer und Zerstörer der Illusion zu begreifen, und zwar in Gestalt der Achse eines Rades, des Würfels im Kreise. Auch als die All-Seele der Bewegung.
[Diese Vorstellung bringt Thoth und Harpokrates miteinander in vollständige, wundervolle Harmonie. Thoth ist sowohl der Magier des Tarot — vgl. Liber 418 — als auch der universelle Merkur; Harpokrates ist sowohl der Vernichter Typhons als auch das Kind auf dem Lotus. Beachte, daß die "Ibis-Stellung" diese Vorstellung exakt zur Darstellung bringt. - Herausg.]
Dies ist die vierte Übung der Intelligenz. (CCXX - II:7)
7. Der Strebende soll sich bemühen, Hadit als das Vollendete, das das Nichts ist zu begreifen und sich bemühen, das Geheimnis seiner Ziffern und Komponenten durch seine Erfindungsgabe zu lösen.
Dies ist die fünfte Übung der Intelligenz. (CCXX - II:15, 16)
8. Der Strebende soll sich wie ein großer König gebärden und in sich selbst und in seiner Umgebung ohne Mitleid alles ausrotten, was schwach, schmutzig, krank oder auf andere Weise unwürdig ist. Auch soll er ausgesprochen stolz und voller Freude sein.
Dies ist die erste Übung der Ethik. (CCXX - II:18 - 21)
9. Der Strebende soll sich bemühen, Hadit als die Schlange zu begreifen, "die Wissen & Entzücken und strahlende Pracht schenkt und die Herzen der Menschen mit Trunkenheit schürt." Diese Schlange ist blau und gold; ihre Augen sind rot, ihr Glitzern grün und ultraviolett (d.h. sie ist die erhabendste Form der Kundalini-Schlange).
Dies ist die sechste Übung der Intelligenz. (CCXX - II:22, 50, 51)
10. Ferner soll er sich mit dieser Schlange vereinigen.
Dies ist die zweite Übung der Meditation. (CCXX - II:22)
11. Der Strebende soll — je nach Wissen und Erfahrung — Wein und geheimnisvolle Drogen nehmen und davon trunken werden.
[Der Strebende sollte in einer so feinfühligen Verfassung sein, daß ein einziger Tropfen, vielleicht auch nur der Geruch ausreichen sollten. - Herausg.]
Dies ist die erste Übung der magischen Kunst. (CCXX - II:22)
12. Der Strebende soll sein Bewußtsein auf das Kreuz, das auf dem Berge steht, konzentrieren und sich selbst damit vereinigen. Dabei soll er aber auf den Unterschied zwischen dessen Seele und dem Gedanken achten, den es gewöhnlich in seinem eigenen Gemüt hervorbringt.
Dies ist die dritte Übung der Meditation und, wie sich zeigen wird, eine Zusammenfassung, Harmonisierung und Absorbtion der Übungen der Intelligenz. (CCXX - II:22)
13. Der Strebende soll sich bemühen, Hadit als die Einheit zu begreifen, die das Negative ist [Ain Elohim. - Herausg.].
Dies ist die siebte Übung der Intelligenz. (CCXX - II:23)
14. Der Strebende soll das Leben eines starken und schönen Wesens leben, das stolz und erhaben, aber voller Verachtung und Ungestüm all dem gegenüber ist, das niedrig und gemein ist.
Dies ist die zweite Übung der Ethik. (CCXX - II:24, 25, 45 - 49, 52, 56 - 60)
15. Der Strebende soll sich bemühen, Hadit gemäß dem 26. Vers des II. Kapitels des Buches des Gesetzes zu begreifen. Dies wird für ihn leicht sein, wenn er die dritte Übung der Meditation gut ausgeführt hat.
Dies ist die achte Übung der Intelligenz. (CCXX - II:26)
16. Der Strebende soll den Intellekt in sich vernichten, gemäß der in Liber CDLXXIV angegebenen Übungen (Liber Os Abysmi vel Daath).
Dies ist die vierte Übung der Meditation. (CCXX - II:27 - 33)
17. Der Strebende soll die vom A.·.A.·. angesetzten Feste angemessen feiern, solche Rituale der Elemente ausüben, wie er um sie weiß, und die Elemente zu den richtigen Zeiten anrufen.
Dies ist die zweite Übung der magischen Kunst. (CCXX - II:35 - 43)
18. Der Strebende soll sich bemühen, Hadit als ein Kind im Ei des Geistes [Akasha. - Herausg.] zu begreifen, das innerhalb der vier Elemente unsichtbar ist.
Dies ist die neunte Übung der Intelligenz. (CCXX - II:49)
19. In seinem Asana wird der Strebende plötzlich beginnen, auf ungewohnte Weise zu atmen, und zwar ohne daß sein Wille daran beteiligt wäre. Das Einatmen wird dabei mit starkem Erregt-Sein und Wohlbehagen verbunden sein, fast bis zur Erschöpfung; das Ausatmen wird sehr schnell und kräftig sein, als ob die Erregung sich plötzlich lösen würde.
Dies ist das erste und letzte Anzeichen der Natur des Ergebnisses (CCXX - II:61, 62, 64)
20. Unerwartet wird dem Strebenden ein Licht erscheinen, Hadit wird sich in ihm erheben und Nuit wird sich von außen über ihm zusammenziehen. Er wird überwältigt sein und in seiner Seele werden das Unendlich Äußere und das Unendlich Innere zusammentreffen, und dieses Eine wird zu nichts aufgelöst.
Dies ist das erste Anzeichen der Natur des Ergebnisses (CCXX - II:61, 62, 64)
21. Der Strebende soll seinen Körper mit allen ihm verfügbaren Mitteln kräftigen; er soll Schritt um Schritt damit all das in sich veredeln, das seinem wahren Ideal der Königlichkeit entspricht. Doch soll sein Motto — wie es einem König gebührt — im Sich-Selbst-Übertreffen liegen.
Dies ist die dritte Übung der Ethik. (CCXX - II:70, 71)
22. Bei dem Strebenden, dem diese Übung gelingt, wird sich deren Ergebnis so sehr steigern, daß es zu gegebener Zeit im eigenen physischen Tod seinen Höhepunkt erreicht. Diese Übung sollte jedoch das Leben verlängern.
Dies ist das zweite Anzeichen der Natur des Ergebnisses (CCXX - II:66, 72 - 74)
23. Der Adept soll sich den Übungen des Liber XI zuwenden und der Menschheit das Gesetz von Thelema verkünden.
Dies ist die vierte Übung der Ethik. (CCXX - II:76)
24. Der Adept soll den Namen des Tieres 666, quadratisch, mystisch und wundervoll, verehren, wie auch den Namen seines Hauses; und er soll den Propheten des Holden Sterns segnen und verehren.
Dies ist die fünfte Übung der Ethik. (CCXX - II:78, 79)
25. Der Strebende soll sein Bewußtsein zu dem von Nuit ausdehnen und es wieder zum Strömen nach innen bewegen. Dies kann mit Hilfe der Vorstellung ausgeübt werden, daß die Himmel einstürzen, wobei man sein Bewußtsein in diese projiziert.
Dies ist die fünfte Übung der Meditation. (Anweisung von V.V.V.V.V.)
26. Zusammenfassung. Vorbereitungen.
Dies sind die notwendigen Besitztümer.
1. Wein
2. Geheimnisvolle Drogen
27. Fortsetzung der Zusammenfassung. Vorbereitungen.
Dies sind die notwendigen Einsichten.
1. In die Naturen von Hadit und Nuit und ihre Beziehung
28. Fortsetzung der Zusammenfassung. Vorbereitungen.
Diese notwendigen Meditationen sind abzuschließen.
1. Die körperliche und geistige Vereinigung mit Nuit
2. Die Vereinigung mit Hadit in seiner Form als Schlange
3. Die Vereinigung mit Hadit in seiner Form als Kreuz
4. Die Vernichtung der Vernunft
5. Das Einstürzen der Himmel
29. Fortsetzung der Zusammenfassung. Vorbereitungen.
Diese ethischen Übungen müssen abgeschlossen sein.
1. Die Ausrottung alles Unwürdigen in sich selbst und in der Umgebung
2. Fülle, fast Ungestüm, in der Lebensführung
30. Fortsetzung der Zusammenfassung. Vorbereitungen.
Diese magischen Künste sind zu üben.
1. Wärend der Vorbereitung: die Anrufung der Elemente
2. Das Feiern der vom A.·.A.·. angesetzten Feste
31. Fortsetzung der Zusammenfassung. Das eigentliche Ritual.
1. Erwirke in dir die adäquate Form der Berauschung
2. Ziehe dich als Nuit mit größter Kraft zu Hadit zusammen
32. Fortsetzung der Zusammenfassung. Die Ergebnisse.
1. Eine ungewohnte, automatische Atmung setzt ein
2. Ein Licht erscheint
3. Samadhi der Zwei Unendlichen im Strebenden
4. Wie unter 3, doch durch Wiederholung intensiviert
5. Verlängerung des Lebens
6. Der Tod als Höhepunkt des Rituals
33. Fortsetzung der Zusammenfassung. Die Ergebnisse.
Als ein Zeichen des Dankes für den Erfolg in diesen Ritualen ist dieses auszuüben.
1. Die Übungen des Liber XI angehen
2. Der Menschheit Thelema verkünden
3. Den Propheten des Holden Sterns segnen und verehren