Lied der Liebe

      Engelfreuden ahndend, wallen
      Wir hinaus auf Gottes Flur,
      Daß von Jubel wiederhallen
      Höh'n und Tiefen der Natur.
      Heute soll kein Auge trübe,
      Sorge nicht hienieden seyn,
      Jedes Wesen soll der Liebe
      Frei und froh, wie wir, sich weih'n!

      Singt den Jubel, Schwestern, Brüder,
      Fest geschlungen, Hand in Hand!
      Hand in Hand das Lied der Lieder,
      Seelig an der Liebe Band!
      Steigt hinauf am Rebenhügel,
      Blikt hinab ins Schattenthal!
      Überall der Liebe Flügel,
      Hold und herrlich überall!

      Liebe lehrt das Lüftchen kosen
      Mit den Blumen auf der Au,
      Lokt zu jungen Frühlingsrosen
      Aus der Wolke Morgenthau,
      Liebe ziehet Well' an Welle
      Freundlich murmelnd näher hin,
      Leitet aus der Kluft die Quelle
      Sanft hinab ins Wiesengrün.

      Berge knüpft mit ehrner Kette
      Liebe an das Firmament,
      Donner ruft sie an die Stätte,
      Wo der Sand die Pflanze brennt.
      Um die hehre Sonne leitet
      Sie die treuen Sterne her,
      Folgsam ihrem Winke gleitet
      Jeder Strom ins weite Meer.

      Liebe schwingt den Seraphsflügel
      Wo der Gott der Götter thront,
      Lohnt die Thrän' am Felsenhügel,
      Wann der Richter einst belohnt,
      Wann die Königsstühle trümmern,
      Hin ist jede Scheidewand,
      Biedre Herzen heller schimmern
      Reiner, denn der Krone Tand.

      Laßt die Scheidestunde schlagen,
      Laßt des Würgers Flügel wehn!
      Brüder, drüben wird es tagen!
      Schwestern, dort ist Wiedersehn!
      Jauchzt dem Heiligsten der Triebe,
      Den der Gott der Götter gab,
      Brüder, Schwestern, jauchzt der Liebe,
      Sie besieget Zeit und Grab!


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